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1925 2018
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Jüdisches Geschäft um 1925

Ansicht eines alten Geschäftshauses

Im Rahmen des Projektes "Erinnerung sichtbar machen" informierten sich Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Verl darüber, was während der Reichspogromnacht in ihrer Heimatstadt Verl geschah. Sie verfassten, basierend auf zwei Zeitzeugenberichten, Tagebucheinträge eines Betroffenen (Fritz Hope) und verwendeten dabei historische Ereignisse (siehe Zeitzeugenbericht in der Audiodatei beziegungsweise im YouTube Video: https://youtu.be/8cLQJF_f3Jg) mit ihren kreativen Schreibideen.                                                                                                                                                                                                                                         

                                                                                                                                                                                                                                                   11. November 1938
Liebes Tagebuch,
am Mittwoch geschah etwas Schlimmes. Ich war gerade dabei ins Bett zu gehen und hörte unten klirrende Fensterscheiben und laute Schreie. Mit einem lauten Knall wurde die Tür eingetreten und man hörte lautes Getrampel. Ich hatte so viel Angst, dass ich mich auf dem Dachboden versteckte, SA-Leute riefen: ,,Fritz, du Jude, komm raus du Schwein." Als sie ins Haus stürmten, hielten sie meine Schwester auf, nur mit  Mühe konnte ich an der Meute vorbeikommen und durch der Haustür hinauslaufen. Ich wusste genau, wohin ich gehen sollte, nämlich zur Familie Schmalenströer. Ich bin über den Zaun zu Ihnen in den Garten geklettert und habe an das Fenster geklopft. Zum Glück öffnete Herr Schmalenströer es direkt, ich erzählte ihm alles schnell und er ließ mich sofort rein. Ich bekam richtig viel Angst, denn als ich gerade im Haus war, klingelte es an der Tür. Herr Schmalenströer packte mich am Arm, zog mich in Fines Zimmer und versteckte mich im Kleiderschrank. Als ich hörte, wie Herr Schmalenströer die Tür öffnete und die SA-Leute anfingen das Haus zu durchsuchen, war ich schweißgebadet und wusste, wenn sie mich jetzt finden, ist es für mich vorbei. Als sie in Fines Zimmer waren, guckten sie, Gott sei Dank, nur unters Bett und hinter die Tür – dann gingen sie wieder.

Am nächsten Morgen kletterte ich aus dem Fenster und ging zum Sägewerk, niemand durfte sehen, dass ich mich bei der Familie Schmalenströer versteckt hatte. Danach ging ich zu meinem Haus und guckte, ob alles in Ordnung war, doch an Fines Zimmerfenster hing ein großes Schild mit der Aufschrift  „Achtung –hier wohnen Judenfreunde“. Dann sah ich, dass im Laden alles zerstört worden war, Wolle und Decken waren zerschnitten, Vasen und Blumen waren zerschlagen und alles war regelrecht zerstört. Ich hatte immer noch Angst, dass sich irgendjemand noch im Haus befand, aber ich fand keinen mehr. Zur Sicherheit habe ich Herr Schmalenströer gefragt, ob ich für ein paar Nächte bei ihm schlafen könne. Er sagte ja und ich habe noch ein paar heile Dinge aus meinem Haus mitgenommen und bin rübergegangen. Diesen Tag werde ich nie wieder vergessen.

Ort Verl
Autor Gireaud
Kategorien
Stadtbild
Erinnern
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Geschäft
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Gireaud
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Bildquelle Vergleichsbild Geschäftshaus Verl

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